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Graffiti aus Rom



Schriftwechsel

Rom wurde bekannterweise nicht an einem Tag erbaut. Genauso verhält es sich mit der Geschichte unserer Schriftlichkeit. An ihrer bemerkenswerten Entwicklung in den letzten gut 2000 Jahren haben die Römer einen nicht unwesentlichen Anteil.

«Alle Säulen, alle Wände sind voll geschrieben ...», klagt der römische Senator Plinius der Jüngere in einem der frühesten Zeugnisse über die Graffitikunst. Mit dem Römischen Reich ist die Schrift längst im Alltag angekommen. Mögen uns die frühen Hochkulturen Gesetzestexte und Handelsverzeichnisse überliefert haben – von den Römern kennen wir sogar ihre Toilettensprüche. «Worte, die man liest, wenn man den Leib entleert» (Pardon!), notierte der Dichter Martial und hinterliess uns eine lesenswerte Sammlung früher Inschriften aus römischen WC-Anlagen. Die Zeitgenossen Ciceros und Caesars liebten
das Graffi ti und verewigten sich nicht nur an den Wänden Roms. Die meisten schriftlichen Zeugnisse von Scherzbolden, Verliebten und politisch Protestierenden verdanken wir dem Ausbruch des Vesuvs, der die ganze Bandbreite von Wandinschriften in Pompeji und Herculaneum konservierte. Das pralle Leben vor gut 2000 Jahren, unzensiert und offen,
können wir noch heute von den Mauerresten ablesen.

Alles, was der antike Schreiber benötigte, war ein stilus oder ein graphium – spitze Griffel aus Tierknochen, Eisen oder Bronze, mit denen man Wachstafeln einritzte. Für die Römer waren diese Griffel so alltäglich wie unsere Kugelschreiber. Die Archäologen bestätigen, dass es so gut wie keine Räume in Pompeji gab, die von der dortigen Graffiti-Szene verschont wurden. Ob Thermen oder Tempel, Säulen, Tore oder Gräber, die Schreiberlinge nutzten jede Gelegenheit, sich zu verewigen. Nebenbei bemerkt war schon in antiken Tagen das Beschmieren öffentlicher Wände nicht erlaubt. Davon liess sich jedoch niemand abhalten. ‹Crescens grüsst Chryseros›, können wir noch heute lesen oder ‹Hier wohnt das Glück› als Hinweis auf ein benachbartes Bordell. Dies sind nur zwei der jugendfreien Sprüche. Auch eine grosse Zahl weitaus frivolerer Botschaften wurde verewigt, nachzulesen in Teilen des 4. Bandes des ‹Corpus Inscriptorum Latinarum›. Darin finden sich auch die politischen Parolen aus Rom, wo man Nero-Statuen mit hämischen Kommentaren beschmierte, wie der Autor Sueton berichtet. Wahlaufrufe, Einladungen zu Gladiatorenspielen und allgemeine Ankündigungen – die sozusagen offiziellen Graffiti – wurden mit breiten Pinselstrichen aufwändig und kunstvoll auf die Wände gemalt. Der Schreiber, gewissermassen ein früher Medienunternehmer, kennzeichnete seine Tagesaktualität jeweils mit einem eigenen Logo.

Bei den Ausgrabungen in Pompeji und Herculaneum finden sich auch die frühesten Zeugnisse der Werbewirtschaft.
Gastwirte preisen ihren Wein an und Gemüsehändler die Qualität ihrer Ware. Was uns diese Schriften zeigen, ist vor allem die Entwicklung in eine alltägliche Schriftsprache, die das gesprochene Wort der Bevölkerung wiedergibt – und sich von der klassischen Schriftsprache eines Cicero zu unterscheiden beginnt. Zum ersten Mal in der Geschichte geben uns schriftliche Zeugnisse Aufschluss über die kulturelle Vielschichtigkeit einer Gesellschaft. Während Philosophen und Chronisten wie Cicero die offi zielle Grammatik notieren, schreibt das Volk Vulgär-Latein. Das klassische Latein fi nden wir in der frühen Zeit Roms vor allem nicht geschrieben, sondern gemeisselt und gestichelt. Grossbuchstaben auf monumentale Palastmauern und Säulen werden für die Ewigkeit in Stein gehauen, ohne Punkt und Komma. Im Blocksatz setzt sich die Capitalis romana durch, die Mutter aller Antiqua-Schriften. Ihre Buchstaben lassen sich in den geometrischen Grundformen Kreis, Quadrat und Dreieck unterbringen. An die Lesbarkeit für spätere Nachfahren denkt dabei keiner so recht – und so verzichtet man auf Worttrennungen oder ausreichende Abstände. Für die Beschriftung von Bauwerken in Form der Capitalis monumentalis wird jeder Buchstabe zunächst mit dem Pinsel auf den Stein geschrieben und dann vom Steinmetz ausgeschlagen. Bei der Ausarbeitung der Ecken entstehen Serifen, die noch heute jede stilvolle PC-Schrift auszeichnen: feine Linien, die den Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschliessen.

Für Bücher verwenden die Römer ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. die Capitalis quadrata, eine prachtvolle Handschrift, in der zum Beispiel die Dichter Vergil und Horaz ihre Werke verfassen. Die Capitalis rustica hingegen kommt eher als Roman Casual daher. Sie ist fl üssiger, hat mehr Schwung und lässt sich schneller notieren. Ihre Buchstaben stehen dichter und sind wesentlich höher als breit. Auch die Wiege der kursiven Schrift steht im alten Rom. Sie wird für den alltäglichen Gebrauch im Post- und
Geschäftsverkehr entwickelt. Man schreibt mit dem Calamus, einer Feder aus Bronze oder Kupfer, die aus dünnem Blech geschnitten und dann aufgerollt wird. In der Frage des Zeilenanfangs wirken die Römer bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. unschlüssig: Mal schreiben sie von rechts, dann wechseln sie in jeder Zeile die Richtung. Grund für diese Willkür sind die Schriftrollen aus Papyrus oder Pergament. Der Richtungswechsel der Zeilen minimiert den Rollaufwand. Erst später werden sich die Römer einig, links den Anfang einer Zeile zu setzen. Dabei ist es in der westlichen Welt bis heute geblieben.

Eine ganze Reihe von Schriftarten haben unsere römischen Vorfahren hinterlassen, die noch heute in unserer modernen Welt verwendet werden. Zum ersten Mal standardisiert eine Gesellschaft ihren Schreibstil. Die moderne Typografie nimmt damit vor gut 2000 Jahren ihren Anfang. Bis ins digitale Zeitalter ist es jedoch noch ein weiter Weg für die Antiqua-Schriften. Zunächst stürzt der Niedergang des Römischen Reichs die Schriftkultur in ein mittelalterliches Chaos. Die Kunst des Lesens und
Schreibens zieht sich in die Schreibstuben der Klöster, die Scriptorien, zurück. Ein Schriftenbabylon herrscht in Europa, das erst Kaiser Karl der Grosse um 800 n. Chr. beendet. Bald schon kratzen Federkiele in den Klöstern des ganzen Frankenreichs die von ihm verfügte Karolingische Minuskel aufs Pergament. Dieser Vorläufer unserer heutigen Schreibschriften ist leicht zu notieren, da man nicht für jeden Buchstaben neu ansetzen muss. Die Schreibfeder lässt sich wesentlich angenehmer in der Hand führen als bei allen bisherigen Schriften, so dass auch die Schreibgeschwindigkeit zunimmt. Ähnelt die Schrift zur Zeit der Romanik mit ihren runden, offenen Buchstaben schon dem gleichnamigen Baustil, so wird dieser Zusammenhang zur Zeit der Gotik noch auffälliger. Ab 1100 streben die Gebäude mit ihren hohen Spitzbögen gen Himmel. Und auch die Schrift wird senkrechter, schmaler und spitzer. Aus Kreisen werden Ovale, die  Buchstaben rücken zusammen, teilen sich den Schaft. Ihr
Name lautet Textur-Schrift, sie wird in der Renaissance zur Fraktur vervollkommnet. 1455 wechselt ihr Schriftbild vom Federkiel auf bewegliche Lettern. Gutenbergs Druckerpresse eröffnet am Ende des Mittelalters eine neue Ära – vor allem in der Schriftkultur. Handschrift und Druckschrift trennen von nun an, erkennbar in Einzigartigkeit und Massenvervielfältigung, Privates  und Publiziertes – Persönlichkeit und Öffentlichkeit.

 

Quelle: scriptura 2011 - S. 58-61

Die Kunst des schönen Schreibens und der Schreibkultur besitzt eine lange Tradition, die von den ersten Schriftzeichen der Sumerer bis zu scriptura reicht: Hier präsentieren sich mehr als Schreibwaren in Vollendung. Handgeschriebene Briefe sind auch in Zeiten von E-Mails und Kurznachrichten ein ganz besonderer Ausdruck der Achtung und Zuneigung. Der lebendige Rhythmus der Handschrift gleicht den geschmeidigen Bewegungen des Körpers beim Tanz . Dazu gehören selbstverständlich Schreibutensilien und Schreibwaren, die in ihrer Perfektion ihresgleichen suchen. Gut gefertigte  Schreibwerkzeuge sind Ausdruck einer hohen Kultur des Schreibens, die sich in einer grossen Vielzahl an Stiften der Spitzenklasse widerspiegelt. Scriptura heisst mehr als nur Schreiben . Wer einmal einem japanischen Kalligrafen auf den Pinsel blicken durfte, weiss, dass Schrift mehr als ein simples Zeichen ist.

Schreibgeräte

Wer in der Schule noch mit einem Füllfederhalter schreiben gelernt hat, kennt die Finessen, die diese Kulturtechnik einst den Eleven abverlangte: Das fleckenfreie Tanken des Füllers mit Tinte war eine der Herausforderungen der ersten Schuljahre. Noch in der Nachkriegszeit waren die meisten Finger tintenblau.

Die edlen Schreibwaren, die scriptura präsentiert, bieten mehr als eine Reminiszenz an vergangene Zeiten .

Bleistift

Ein schlanker Bleistift, klassisch mit der satt-schwarzen Mine aus Grafit, mit Radiergummi und Spitzer bieten passendes Werkzeug für flüchtige Skizzen, leisten ihren treuen Dienst bei Hitze und Frost gleichermassen, dienen in der Beletage ebenso wie in Expeditionszelten. In der Kulturgeschichte ist der Bleistift eine Konstante, er diente vielen Menschen zu mehr als zum Schreiben. Auch Johann Wolfgang von Goethe schätzte den Bleistift sehr, er verhindere, dass ihn das "Scharren und Spitzen" aus seinem "nachtwandlerischen Dichten und Denken aufschreckte".

Füllfederhalter

Das handschriftliche Schreiben mit dem Füller ist auch heute noch formvollendete Schreibkultur. Wichtige Dokumente werden mit ihm unterzeichnet und somit zu Zeugnissen. Ein findiger Schwabe steckte vor dreihundert Jahren drei Gänsekiele ineinander - das war der Beginn einer grossartigen Entwicklung. Der Amerikaner Waterman erfand 1883 das Prinzip der modernen Füller, welches bis zum heutigen Tag funktioniert: Unter der runden Federwölbung sitzt ein Hartgummi mit feinsten Kapillarrillen. Diese saugen so viel Tinte zur Spitze des Füllfederhalters, wie eben auf das Papier fliesst. Ein Jahr später erfand der Lehrer George Parker den Füller noch einmal. Beide - Parker und Waterman  - sind heute in Amerika nationale Helden, die jedes Kind kennt. Zur Zeit der Weltwirtschaftskrise entwickelte Pelikan in Deutschland ein Patent, wie sich Füller sauber füllen liessen: Mit einer Kappe liess sich innen ein Kolben schrauben, mit der die Tinte in das Reservoir eingesaugt werden konnte. Weil dieser Füllfederhalter gestreift war, wurde er nach den ebenfalls gestreiften Hosen des damaligen Aussenministers Stresemann benannt. So ranken sich rund um die hochwertigen Schreibgeräte in scriptura viele Legenden und Geschichten - deswegen sind sie mehr als nur simple Schreibgeräte. Die hohe Schreibkultur der Federhalter mit ihren klangvollen Namen ist auch im Zeitalter von Tastaturen und Touchscreen gefragt, wie nie zuvor.

Kugelschreiber

Piloten der britischen Luftwaffe Royal Air Force waren 1944 die Ersten, die mit 30 ‘000 neuartigen Stiften, Kugelschreiber genannt, ausgerüstet wurden. Der Erfinder, László József Bíró war Journalist und Redakteur und wollte eine schnell trocknende Tinte zum schnellen Schreiben haben. Doch die Druckfarbe war für den Federhalter zu zäh. Erst die Kugel bringt den Durchbruch: Beim Schreiben dreht sie sich und bringt die Schreibflüssigkeit auf das Papier. 1938 patentiert, beginnt Bíró 1943 in Argentinien mit der Produktion. Scriptura zeigt formvollendete Kugelschreiber für die Handschrift der Extraklasse, stilvoll und elegant, mit den dazu passenden Schreibwaren.

Roller

Eines der jüngsten Kinder der grossen Familie der Schreibgeräte ist der Roller, auch Tintenroller oder Roller ball pen genannt. Mit seiner Schreibkugel an der Spitze ähnelt er dem Kugelschreiber, doch der Roller verschreibt statt dessen Schreibpaste flüssige Tinten und vereint somit die Vorzüge von Füllfederhalter und Kugelschreibern. Entweder in einem Faserspeicher oder in einem Vorratstank wartet die Schreibflüssigkeit, bis sie leicht von der Hand geleitet aus dem Stift auf das Papier gleitet. Roller ergänzen die Stiftefamilien der grossen Marken perfekt und sind ebenso hochwertig und exklusiv gefertigt.

Accessoires

Zu einer vollendeten Schreibkultur zählen auch die Accessoires, welche das sinnliche Erleben des Schreibens erst vollkommen machen .